Als Brian Singer und Doug Warbrick am Strand von Torquay – hundert Kilometer südwestlich von Melbourne – darüber grübelten, wie sie mehr Zeit mit Wellenreiten verbringen könnten, lag die Idee nahe, etwas Eigenes zu starten, das mit Surfen zu tun hat. Also gründeten sie 1969 eine Firma und bauten Boards. Doug war der Handwerker, Brian, als ehemaliger Lehrer für Naturwissenschaft, der Theoretiker und Entwickler von Shapes und Tails.
So beginnt in einer klassischen Garage die Erfolgsgeschichte der Marke Rip Curl. Der Name stammt von einer australischen Slangfloskel: »ripping the curl« entspricht wohl in etwa dem, was gegenwärtig und hierzulande mit »die Welle schlitzen« fluffig übersetzt werden kann. Die Kurzform Rip Curl wurde die Modellbezeichnung für einen Wellenreiterprototyp und mauserte sich kurzerhand zum Markennamen.
Im Sommer 1969 produzierten sie vier Boards pro Woche. 1970 gingen wöchentlich bereits 12 Boards über den Tresen. Für kurze Zeit wurde aus dem Duo ein Triple: Alan Green, ebenfalls idealistischer Surfer, fuchste sich in die Fertigung von Neoprenanzügen rein und tüftelte mit seiner Industrienähmaschine an der Verarbeitung von Gummi und Neopren.
Doch bereits im April 1970 ging Alan Green seinen eigenen Weg und startete ein paar Straßen weiter das Surflabel Quiksilver, an dem anfangs auch Brian Singer und Doug Warbrick beteiligt waren.
Schlussendlich setzten die beiden alles auf Rip Curl und entwickelten ihre eigenen Neos aus komfortablem Rubatax-Neopren – handgefertigt an einer Singer-Nähmaschine, mit der im 2. Weltkrieg Stiefel für die Fliegerstaffel gefertigt wurden. Inzwischen ging die lokale Surfelite bei Rip Curl ein und aus und einige Locals finanzierten ihren Unterhalt mit dem Nähen von Neopren.
Das Unternehmen wuchs und zog 1980 an den Surfcoast Highway, heutiger Sitz des Rip Curl Headquarters. Neben Boards und Neos entwickelten die Zwei auch ein Gespür für Marketing und Sponsoring. Zusammen mit der Australian Surfriders Association veranstalteten sie 1973 Australiens ersten professionellen Wettbewerb: den Rip Curl Pro. Das Spektakel etablierte sich zu einem der relevantesten Surfevents überhaupt und lockte Surfer und Big-Wave-Spezialisten aus der ganzen Welt.
Mit dem Rip Curl Pro wurde Surfen zum ernstzunehmenden Profisport. Und wo Anfangs nur ein paar Freaks am Strand lümmelten, waren es Mitte der Achtziger 20.000 Zuschauer, die die finalen Wellenduelle bejubelten. Rip Curl wurde zum Synonym für Profiwellenreiten und perfekte Neos.
Den Coolnessfaktor erhöhte man ebenfalls schon rechtzeitig mit einem Händchen für das Sponsern von Athleten und einem Faible für den entspannt-ambitionierten Typus Soulsurfer.
Mitte der Achtziger begann das gezielte Lizenzbusiness: erst im Surfermekka Südkalifornien, dann an der französischen Atlantikküste. Aktuell produzieren und vertreiben neun Lizenznehmer Rip Curl: in Frankreich, Südafrika, Japan, USA, Brasilien, Argentinien, Indonesien, Chile, Peru.
Auch nach fast fünf Jahrzehnten Surfkultur und Lifestylebusiness ist Rip Curl immer noch eine Marke, die für Coolness, Authentizität und Qualität steht. Wo Sport und Sportler nach wie vor im Vordergrund stehen. Wo man nach wie vor auf der ständigen Suche ist, nach den besten Spots, den besten Bedingungen auf dem Wasser und den talentiertesten Athleten. Das liegt womöglich auch daran, dass Brian und Doug noch immer Freunde sind und noch immer gemeinsam ihre Company leiten.