Tags im Museum … für Kunst und Gewerbe: »Sneaker. Design für schnelle Füße.«

Wer hätte vor 30 Jahren auch nur geahnt, dass es ein Gebrauchsgegenstand wie der Sneaker, der damals noch Turnschuh hieß, weil er ausschließlich beim Schulsportunterricht getragen wurde, mal bis in ein Museum schafft? Vermutlich kaum jemand. Nun ist es tatsächlich passiert.

Das Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg präsentiert für drei Monate die Ausstellung »Sneaker. Design für schnelle Füße«. Das ist keine ausgebuffte Content-Marketing-Maßnahme eines Sportartikelherstellers mit PR-Agentur und einem profanen Überblick auf das Produktportfolio aus drei Jahrzehnten Schnürschuh. Nein, die Ausstellung ist liebevolle Kleinarbeit auf hohem Niveau, privat und akribisch zusammengestellt. Strippen- oder besser gesagt, Senkelzieher sind Kurator Dr. Jürgen Döring und Hamburgs Sneakerexperte Hoschi Morano, der für die Ausstellung private Leihgaben und Unikate von Sammlern aus dem ganzen Land zusammengetragen hat.

In der Ausstellung geht es weniger um die Chronologie von Modellen oder die Entwicklung von Marken und auch weniger um Hype und Huldigung. Im Vordergrund steht der Turnschuh als Ausdruck und längst etablierter Teil der Jugendkultur. Mit all ihren Facetten. Vom Sportartikel zum Lifestyleobjekt. Vom Sportplatz zum Laufsteg. Vom Athleten zum Imageträger. Vom Produkt zum Markenbotschafter. Eben vom Turnschuh zum Sneaker.

Auch Grafikdesigner und Kreativagenturen widmen sich der Spezies. Im Laufe der Jahrzehnte wurden grandiose Plakate, Filme und preisgekrönte Kampagnen entwickelt. Sneaker sind längst ein enormer Wirtschaftsfaktor. Fans, Enthusiasten, Sammler und Experten gibt es weltweit, man trifft sich auf globalen Messen und tauscht sich in digitalen Foren aus. Viele von ihnen supporten die Ausstellung mit ihren Raritäten, darunter Modelle, deren Wert mittlerweile vierstellig ist.

Entstanden ist eine bildgewaltige, eindrucksvolle Ausstellung mit rund 250 Exponaten, darunter 120 ausgewählte Schuhmodelle – historische, von berühmten Sportlern getragene – im Kontrast zu Sammlerstücken im Originalzustand. Hinzu kommen 130 Plakate und Promotiondrucke von Künstlern und Agenturen aus allen Teilen der Welt.

Der kluge Mix macht die Ausstellung so interessant für alle Besucher. Denn das ist weder Hipster-Selbstbeweihräucherung, noch stumpfer Markenwahn. Die Ausstellung fasziniert mit Komplexität und Tiefe. Sie grenzt nicht aus, sie involviert. Ob addicted oder interessiert, ob beruflich verwurzelt oder völlig artfremd. Die Ausstellung präsentiert eine sportliche Quintessenz. Vom 13. Mai bis zum 28. August 2016.