Die Quintessenz aus visionär und retro.
Der adidas Quesence.

Am Ende des Jahres könnte man die vergangenen 12 Monate Revue passieren lassen und zum Beispiel die Sneaker-Highlights des Jahres aufzählen. Kann man machen. Kann man aber auch lassen.

Ein wirklich erwähnenswertes Highlight aus dem Sportschnürschuhsegment ist allerdings grad vor wenigen Tagen auf der Bildfläche erschienen und dürfte 2018 für einiges an Aufmerksamkeit sorgen. Die Rede ist vom adidas Quesence.

Laufschuh-Connoisseure und Zeitzeugen denken beim ersten Blick unmittelbar an die Leichtgewichtrunner Phantom aus dem Jahr 1985 und den ZX 420 von 1988.

Die schnörkellose Silhouette kombiniert zwei Farben, die kontrastreicher nicht hätten sein können: mausgraues Leder und zementgraues Mesh an pinken Lederparts und Sohlenelementen. Fersenverstärkung und Dreistreif in Weiß und auf dem Fersenpatch weder Trefoil, noch Schriftzug.

Purismus trifft Eleganz. Dezenz trifft Markanz. Der adidas Quesence ist quasi die Quintessenz aus visionär und retro. Vermutlich stammt der Name Quesence auch von jenem Begriff aus der Philosophie, was soviel bedeutet wie: das Wesentliche, der Extrakt aus dem Besten, das Wichtigste. Andererseits klingt Quesence wie Quiescence, englisch für Ruhe, Stille, was hier wohl lediglich in Bezug auf die Laufeigenschaft Sinn machen könnte.

Dass dieser Original Hammerstyle bereits aus der Epoche stammt, in der die meisten legendären Runner entwickelt wurden, erinnern wohl nur die wenigsten. Das liegt wohl auch an der kuriosen Tatsache, dass der Quesence 1990 als reiner Damenlaufschuh konzipiert und vertrieben wurde. Zunächst in drei Farbvarianten: hellgrau/beige magenta, hellgrau/beige cyan, hellgrau/beige yellow.

Die drei Knallfarben als Kontrast waren Konzept. Denn – kurzer Ausflug in die analoge Drucktechnik – Cyan, Magenta, Yellow sind die genormten drei Basisfarben für den klassischen Vierfarbdruck. In Kombination mit dem Schwarzanteil namens Key bilden sie den Grundstock für das CMYK-Farbmodell, Industriestandard der Euroskala, bzw. ISO-Skala.

Zurück aus der Drucktheorie zur praktizierten Street Credibility. Der Vintage Runner von 1990 wurde mit Feingefühl und zeitgemäßen Materialien ins Jahr 2018 gehievt, der Shape fine getuned und beispielsweise von 16 auf 12-Lochschnürung perfektioniert. Und keine Bange: Auch wenn der Ladyflitzer der Neunziger nun ein zorniges Männermodell ist, bleibt Frau trotzdem nicht auf der Strecke. Schließlich wird der Quesence ab Größe 5 angeboten, also Damengröße US 6 alias 37,5.

Für alle, die es in den dunklen und kalten Monaten etwas gedeckter angehen möchten, folgt im Januar direkt noch ein Modell in Maroon, was im Deutschen Kastanie hieße, aber de facto eher Burgund entspricht. Quintessenz des Ganzen: Das 28 Jahre Warten hat sich gelohnt.