Nike Air Icarus. Höchste Zeit für ein paar schnieke Laufrunden und Höhenflüge.

1991 war politisch manches im Argen und vieles im Umbruch. Im Irak wütet der zweite Golfkrieg. In der Sowjetunion löst man den Warschauer Pakt auf. In Kroatien, Bosnien-Herzegowina und dem Kosovo beginnt der so genannte Jugoslawien-Krieg. In Polen gibt es die ersten demokratischen Wahlen.

Im Kontrast zu den globalen politischen Entwicklungen steht ein auffallend großer musikalischer Output. Selten hat ein Jahr so viele Meilensteine hervorgebracht: ob Nevermind von Nirvana, Blood Sugar Sex Magik von den Red Hot Chili Peppers, Blue Lines von Massive Attack, The low end Theory von A Tribe Called Quest.

Und während Deutschland mit dem ersten ICE und 280 km/h Streckenrekorde bricht, treffen sich im neuntausend Kilometer fernen Tokio 1.500 Topathleten aus 167 Nationen bei der Leichtathletik-WM zum sportlich ambitionierten Kräftemessen. Nice to know: Im Medaillenspiegel stehen die USA auf Platz 1, gefolgt von der Sowjetunion und Deutschland. Schnellster 100-m-Läufer ist Carl Lewis, der mit beachtlichen 9,86 Sekunden einen neuen Weltrekord aufstellt.

Zeitgleich geht am Fuße des Willamette Rivers in Portland, Oregon ein Runner an den Start. Sein Name: Nike Air Icarus. In der griechischen Mythologie ist Icarus der Sohn des Daidalos. Flink dank Flügel, doch tragisch abgestürzt, als er zu hoch flog. Soweit der Mythos.

In der Realität ist Air Icarus quasi der Sohn des Air Max 1 und hat zwei berühmte Brüder: Air Odyssey, Jahrgang 1987 und Air Pegasus, Jahrgang 1989. Im Vergleich zu seinen schnieken Brüdern war Icarus eher das hässliche Entlein. Ihm fehlte es an Eleganz: die Sohle zu klobig, das Upper zu derbe, die Zunge zu sperrig, die Schwinge zu protzig, das Schneeweiß zu abgeschmackt. Eben eine typische Neunzigersilhouette.

25 Jahre später startet der Runner am 15. Februar sein furioses Comeback. Und er hat sich gewaltig gemausert und an seiner Figur gearbeitet. Aus dem hässlichen Entlein ist ein Schwan geworden: der Shape ist sportlicher, der Materialmix feiner aufeinander abgestimmt, das Mesh wirkt strukturierter, der Infrared-Swoosh und das achatgraue Veloursleder geben dem Runner eine sichtliche Eleganz.

Bright Crimson nennt sich der fine getunte Original Colorway. Und er kommt nicht allein: Der Fuchsia Volt brilliert mit Elfenbein-Upper zu neongelbem Mesh und zornigen Lederparts an Zunge und Fersenverstärkung in Fuchsia aka Magenta.

Wie es aussieht, hat Icarus stilmäßig seine optimale Flughöhe austariert. Irgendwie repräsentiert er nun das, was 1991 schon Phife Dawg verkündete: »Now here’s a funky introduction of how nice i am – tell your mother, tell your father, send a telegram«.