Seit »Alien« misst man Style in Giger-Byte. HR Giger in der Fabrik der Künste.

Das Jahr 1979 war nicht nur der legendäre Höhepunkt der Discomusik. 1979 erschien zudem ein Meisterwerk des intelligenten, stilprägenden und bis heute grandiosen Science-Fiction-Klassikers: »Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt«.

Weniger Sigourney Weaver machte den Film unsterblich. Auch nicht Regielegende Ridley Scott. Star der Weltraum-Quadrologie ist das Alien selbst. Der verstörend realistisch anmutende Hybrid aus Reptil, Panther, Insekt repräsentiert mit seinem schwarzen Lackpanzer und dem kybernetischen, augenlosen Körper die evolutionäre Perfektion des instinktgetriebenen Jägers. Dem Menschen haushoch überlegen.

Erfinder des Alien ist der Schweizer Künstler HR Giger. Für seinen »Biomechanoiden« und das Szenenbild in »Alien« bekam er den Oscar! HR Giger perfektionierte die Wiener Schule des Phantastischen Realismus. Seine Werke sind vor allem aufgrund der phantastischen Realitätsnähe so eindrucksvoll verstörend wie faszinierend. Nicht umgekehrt wie bei den meisten anderen: Reisen ins Phantastische mit klarer Abgrenzung zur Realität. Genau das verblüffte Ridley Scott als er 1978 eine ungesehene Visualisierung für sein Filmmonster suchte. Als man ihm Gigers Bildband Necronomicon von 1977 zeigte, verschlug es Ridley Scott schlichtweg den Atem. Der Rest ist Geschichte.

In der Fortsetzung »Aliens – Die Rückkehr« perfektioniert Regisseur James Cameron 1986 die Perfidität des Biomechanoiden. Erstmals sieht man die Figur in eindrucksvoller Komplexität. Allerdings ohne das Mitwirken von Hansruedi Giger. Sechs Jahre später setzt Exwerbefilmer David Fincher bei »Alien 3« auf Ästhetik und Faszination des extraterrestrischen Wesens. Für seinen Film nutzt er 1992 das intensive Teamwork mit Giger und arbeitet neben vielen Details, die klare Überlegenheit dem Menschen gegenüber heraus. 1997 perfektioniert Jean-Pierre Jeunet die Alien-Saga mit »Alien – Die Wiedergeburt«. Der französische Regisseur dramatisiert die Nähe. Er fokussiert die emotionale Seite und die Perversion der Mutation und des Klonens.

Die Fabrik der Künste, am Kreuzbrook 4 – abseits und ähnlich unwirklich gelegen wie der »Planetoid LV-426« – im Industriestadtteil Hamm, zwischen Autostrich und Verkehrsamt, widmet dem 72-jährigen Alien-Erfinder und Vorreiter der Airbrushtechnik HR Giger eine eindrucksvolle Retrospektive.

Auf zwei Etagen reihen sich faszinierende Alien-Skulpturen wie der »Necronom« im Dreimeterformat neben Biomachanoiden aus vernickelter Bronze. Umgeben von skurrilen Kleisterbildern, imposanten Acrylgemälden, verschrobenen Siebdrucken, visionären Airbrush-Monumenten sowie sämtlichen Varianten der legendären Serie »Gebärmaschine« aus den späten Sechzigern bis hin zu Gigers »Biomechanisches Selbstportrait«. Dazwischen Werke mit so klangvollen Titeln wie »Weihnachten für den Psychiater«, »Tachistisches Kleisterbild«, »Schranktür für Mia«, »Chelsea Cockroaches«.

Coolness hat einen Namen: HR Giger. Doch Obacht! Auch wenn »Alien« in Sachen Style unsterblich sein mag: Die Ausstellung läuft nur noch zwei Tage. Heute von 14-19 Uhr, Sonntag von 11-18 Uhr.