Die graue Eminenz der freien Zeit.

Wann trage ich eigentlich einen Sweater? Ohne Kapuze. Ohne Zipper. Ohne Schi-Schi. Eigentlich selten. Und wenn, dann irgendwie immer in Grau. Für mich ist Grau das freundlichere Schwarz, das unanfälligere und besser kombinierbare Dunkelblau.

Nichtsdestotrotz ist der graue Sweater – in den Achtzigern sagte man Sweatshirt – kein Kompromiss, sondern ein souveränes Statement sportlicher Freizeitbereitschaft. Vortrefflich zu beiger Chino (man darf anscheinend auch wieder »Khaki« sagen) oder zu Denim, ob in Raw Tight oder Vintage Loose. Ein Klassiker eben.

Wie viele Brands heute nicht mehr die Chance haben, zum Klassiker zu werden, sehe ich just wieder an meinen vier Lieblingssweatern. Alle Brands, außer Duffer, sind aus Deutschland, sogar aus Hamburg: Das kleine St. Pauli Label Powley gibt es leider seit 2010 nicht mehr. Auch um die kleine Marke Tazuma ist es mucksmäuschenstill geworden. Designerin Silja praktiziert Shiatsu, Designerin Imme ist zum zweiten Mal Mama. Das dritte Label ist Human Empire. Mit der Eröffnung des zweiten Stores ebbte der Hype um die feinen Grafik-Sweats und -Tees der zwei Illustratoren spürbar ab. Inzwischen ist die Dependance in der Bartelsstraße wieder verschwunden und man konzentriert sich womöglich wieder auf Klasse statt Masse.

Auch von dem feinen Londoner Vintage-Label Duffer war einige Zeit nichts zu sehen und zu hören, dann der Relaunch: neuer Designer, neues Logo, dazu der Markenname in voller Länge: Duffer of St. George. Nichts ist eben sicher. Marken kommen und gehen. Doch der graue Sweater bleibt. Er wird auch morgen hip sein – mal weiter, mal tighter. Mal sehen, wer als nächstes ins Schwitzen gerät.