Sunset Soul Surfin‘.

Ende der Achtziger war Windsurfen modern. Warum? Weil viele Eltern einen Wohnwagen auf einem Campingplatz besaßen und die Kinder nicht den ganzen Tag baden oder Beachball spielen wollten. Wer damals ein Custom-made-Board hatte war cool, wer ein Serieboard fuhr war ein Spießer oder Golffahrer und wurde nicht mal gegrüßt. Kein Bulli – keine Street-, bzw. Beach Credibility.

Irgendwann war Windsurfen irgendwie out. Der Sport wurde zu populär, zu professionell. Und wo Profis sind, ist Wettbewerb, ist ein Markt, ist Geld. Die Materialpreise stiegen rasant. Nach der Formel-1 hat sich kein zweiter Sport so revolutionär in so kurzer Zeit hinsichtlich Technik und Material entwickelt. Aber auch Benzin wurde immer teurer. Eine Kurztrip von Hamburg nach St. Peter Ording, Klitmøller oder Heiligenhafen mit dem Wohnmobil wurde purer Luxus.

Jahre später sind die Custom-made-Schmieden fast alle vom Erdboden verschwunden. Serienbretter sind unschlagbar robust und sehr kurz geworden. Und ein kurzes Waveboard passt selbst in einen MINI. Dann kam die Wellenreitwelle. Kein Hipster im Fashion- oder Medienberuf, der nicht plötzlich regelmäßig zum Wellenreiten flog oder Freitags am Altonaer Bahnhof mit dem Minimalibu  im Designerboardbag unterm Arm Richtung Rantum-Ost oder Westerland tingelte.

Ich habe auch einen Wellenreiter. Für Ostwind in Timmendorf. Aber am liebsten fahre ich nach Heiligenhafen. Hier trifft sich bei Sturm nach wie vor die Windsurf-Community. Oldschooler und Newschooler rippen bei Nordwestwind die solide bis üppige Welle und freuen sich über den Klang des brodelnden Shorebreaks, der an der Südspitze kurz vor Ollies Sunset Bar direkt auf den Strand knallt.

Und wenn das dann noch zu später Stunde in einem fulminanten Sunset gipfelt, dann haben sie die 240 km selbst für 4 Stunden definitiv wieder einmal voll und ganz gelohnt. Für Kopf, Auge und Körper. Aloha.