»Wer ist Hanna?« Ein stylishes Spektakel zwischen DNA und CIA.

Wow! Endlich mal wieder ein richtig cooler Kinothriller. Schon der Titel ist anders als die anderen. Auf die Frage »Wer ist Hanna?« war man beim Trailer seinerzeit geneigt, spontan mit der Gegenfrage zu antworten »Who the fuck cares?«

Der amerikanische Originaltitel lautet schlicht »Hanna«. Und das ist das Interessante: Der gesamte Film wirkt so europäisch und irgendwie deutsch – und das nicht im negativen Sinne. Lange Steadycam-Fahrten statt gewohnt nerviges, subjektives Handwackelkameragetue. Betont artifizielle, große Bilder und stylish inszenierte Sequenzen und Schnitte.

Mehrfach muss ich an Tom Tykwers »Lola rennt« von 1998 denken. Dazu ein Schuss »Leon der Profi« von Luc Besson und ein Spritzer aus der Trilogie um Jason Bourne (bzw. Tetralogie – »Bourne Legacy« ist für 2012 anvisiert). Ich hätte schwören können, dass hier eine Berliner Filmcrew am Werk war. Aber Pustekuchen. Naja, tatsächlich ist es eine Gemeinschaftproduktion von USA, England, Deutschland. Regisseur Joe Wright stammt aus London, Kameramann Alwin H. Kuchler aus Düsseldorf.

Neben finnischer Wildnis und marokkanischer Ödnis gibt es auffällig viele Szenen in Berlin und aus dem Filmpark Babelsberg in Potsdam. Nur die richtig fiesen Schmierlappen, die werden standesgemäß auf dem Hamburger Kiez rekrutiert. Aus der »Großen Freiheit« starten der kinskieske, latent tuntige Psychopath mit Lipgloss und seine zwei Klischeefaschos die Jagd auf die 14-jährige Hanna, gespielt von der 17-jährigen, charismatischen Irin Saoirse Ronan (sprich: »Sier-shä«). Denn darum geht’s.

In einem Satz: Hanna Heller ist das Produkt ehemaliger CIA-Machenschaften, von ihrem Ex-Agentenvater zur Killermaschine ausgebildet und 15 Jahre später vom amerikanischen Geheimdienst zum Abschuss freigegeben, unter der Jagdleitung der Prada-fetischistisch-fanatischen CIA-Chefin, souverän repräsentiert von Cate Blanchett.

Die schauspielerischen Leistungen in den langen Einstellungen und stylishen Sequenzen werden basslastig beschleunigt von den brillanten Sounds der angelsächsischen Elektro-Big-Beat-Pioniere »Chemical Brothers«. … So stylish war Killeraction lange nicht.