»Destruction is a form of creation«. Das Zitat aus »Donnie Darko«, dem großartigen Regiedebüt von Richard Kelly, 2001 mit Jake Gyllenhaal (und Patrick Swayze in seiner beste Rolle nach »Gefährliche Brandung«), schoss mir sofort durch den Kopf als ich den Projekttitel »Deconstruct« erstmals hörte. Auch wenn zwischen zerstören und zerlegen ein feiner Unterschied besteht – das Projekt ist klasse.
Die Hamburger Designagentur giraffentoast plante ihre neue Website. Die alte wollte man jedoch nicht einfach löschen und so für immer und ewig aus der Welt verschwinden lassen. Kurzerhand wurde sie in digitale Einzelteile zerlegt und via Patentschaften an Freunde und Kollegen verteilt. Individuell und real ausgedruckt soll die erfolgreich ausgediente Website gebührend, an den unterschiedlichsten Plätzen der Welt analog weiterleben.
Aus der Idee entstand eine Art philosophisches, mediales wie künstlerisches Projekt mit der großen Frage nach Leben und (Daten-)Tod, Ewigkeit und Vergessenheit und der Überlegung, was lebt länger: Digitales oder Analoges. Bewusst haben es sich die Jungs von giraffentoast hier nicht einfach gemacht und salopp mit dem legendären Satz von Freddie Mercury geantwortet, der ihn 1986 mit dem Film »Highlander« quasi selber unsterblich machte: »Who wants to live forever?«.
Vielmehr ist ein umfangreiches, schickes und auch ethisch wertvolles Buch entstanden. Mit vielen spannenden und bewegenden Interviews über Vergänglichkeit und den ewigen Kampf gegen das Vergessen und Sterben von Mensch und Information. Analog, digital, genial. Oder im Webzwonull-Jargon: mit relevantem Content. Glückwunsch Holger, Jens, Philip, Basti und dem Rest der toastenden Giraffen. Lange nicht an einem solch bemerkenswerten wie komplexen Projekt mitgearbeitet.
Apropos nicht in Vergessenheit geraten: Schnell ein Buch sichern, denn – limited, limited – es gibt lediglich 350 durchnummerierte Exemplare. Ich bin übrigens stolzer Besitzer von Nr. 15. Yeaaahhh!