Who the f… is Ellesse? Die Renaissance der umbrischen Sportmarke von 1959.

Es gab eine Zeit, da war Tennissport populärer und begehrter als Fußball. Auch in Deutschland. Das lag vor allem an den internationalen Stars der Szene mit Ausnahmetalenten und charismatischen Typen und Exzentrikern.

Ob der langhaarige Schwede Björn Borg oder der chronisch cholerische, fluchende Amerikaner John McEnroe. Das war die Zeit zwischen 1975 und 1985. Hardfacts für die Pinwand: Björn Borg gewann allein elf Grand-Slam-Titel und fünfmal in Folge Wimbledon. John McEnroe sicherte sich sieben Grand-Slam-Titel, dreimal Wimbledon und viermal die US-Open.

Getreu der »All White«-Regelung mussten Kleidung und Schuhe einen Weißanteil von 90 Prozent haben. Ein farbiges Stirnband galt bereits als grenzwertig. Seit 2014 muss tatsächlich auch die Unterwäsche weiß sein, Stichwort: Höschenkontrolle!

Auch sportmarkenmäßig waren die Siebziger und Achtziger prägend und auffällig italienisch ausgerichtet: Björn Borg agierte obenrum in Fila, einer Sportmarke von 1911 aus Biella im Piemont und an den Füßen Diadora, 1948 in Treviso gegründet als Marke für Bergstiefel. John McEnroe trug Sergio Tacchini, 1966 etabliert in Novara. Seine Schuhe waren von Nike. Der seit 1983 nach ihm benannte John McEnroe Tennis Classic mit der hellblauen Schwinge ist seit 40 Jahren eine echte Stilikone.

Wer damals als Teenager auf dem Schulhof zu den wirklich Coolen gehören wollte, musste obendrein auch noch drei weitere brillante Player kennen, nennen und ohne zu zaudern aussprechen können: den Argentinier Guillermo Vilas, den Rumänen Illie Năstase und den aus Litauen stammenden New Yorker Vitas Gerulaitis.

Wie auch McEnroe trug Gerulaitis Shorts und Shirt von Sergio Tacchini, Năstase setzte vom Scheitel bis zur Sohle auf adidas und Vilas brillierte in Ellesse, einer Sporbekleidungsmarke, die 1959 in Perugia, Umbrien gegründet wurde. Und zwar von Leonardo Servadio mit den Initialen L. S., gesprochen »elle« und »esse«.

Das Logo erinnerte mich immer an eine halbe Apfelsine, die untergehende Sonne oder einen Croissant. Tatsächlich soll es die Kombination sein aus zwei Skispitzen und einem Tennisball.

Fila, Sergio Tacchini, Diadora, Ellesse. Extravaganz, Elitesport und Dolce Vita hin oder her: Das Ende der Achtzigerjahre war auch der Tie-Break für das »Quartetto Italiano«. Zumindest bis vor kurzem.

Denn mit der Generation Instagram kam es zur unverhofften Renaissance der Italobrands. Nicht ganz unschuldig daran sind natürlich auch TV-Serien von »Stranger Things« (Lucas Sinclair trägt Diadora) über »Firefly Lane« (Kate Mularkey im Ellesse Longsleeve-Poloshirt) bis »Better call Saul« (Saul Goodman als Straßendealer im Sergio Tacchini Ballonseide-Trainingsanzug).

Kurzum: ob Boomer, Generation X oder GenZ – ein Hauch Vintage Dolce Vita meets Wimbledon 1979 geht immer.