Auntie Pop statt Antipop. Ethel Vaughn Zwischenkollektion »Übergang One«.

Fashion Stores schießen in Hamburg aus dem Boden wie Pilze. Doch genau wie im heimischen Mischwald verhält es sich auch im Modedschungel: Nur die wenigsten Emporkömmlinge sind wirklich genießbar. Die, mit richtig gutem Geschmack muss man oft fernab der klassischen Wege suchen.

Genug der Metaphorik, im Klartext: Einen der interessanteren Fashion Stores findet man auf St. Pauli. In einem alteingesessenen Wohngebiet, versteckt gelegen in der Detlev-Bremer-Straße 21. Im Oktober 2010 unter dem Namen »Kapitana« eröffnet und nach ein, zwei rechtlichen Querelen und drei, vier kreativen Überlegungen im April 2011 unter dem Namen »Auntie Pop« neu durchgestartet.

Als ich hier im Februar das erste Mal auf dem Heimweg von der Arbeit im Dunkeln mit dem Bike vorbeidüste und im Schaufenster eine akribisch skizzierende Blondine im Jeansoverall sah, dachte ich unterschwellig: »Wer macht denn hier einen Fashion Store auf? Und was soll das für ein Name sein? Auntie Pop – ist das Slang für Antipop, also Unkommerzielles? Oder ist das ein Pop-Up-Store?!«

Wenige Wochen und mehrere Zufälle später habe ich Inhaberin und Chefdesignerin Kadda Weber herself kennengelernt und auch ihren Freund und Supporter Nic. Beide nennenswert freundlich, sehr ambitioniert und »open minded« wie man neudeutsch gern sagt. Zur Mode: Kadda weiß, was sie will und was sie kann. Ihr Label Ethel Vaughn ist so eigenständig und exzentrisch wie der Markenname. Ein gehöriger Spritzer Avantgarde steckt ebenfalls in Ethel Vaughn, dabei hat alles eine überraschende Lässigkeit und globale Tragbarkeit. Apropos: Der Webshop ist seit 4. Juli online!

Auntie Pop ist Atelier plus Shop, quasi Designerin at Work. Bis dato schneiderte Kadda noch in Personalunion: 80% für toughe Ladies, 20% für modebwusste Männer. Und das Konzept kommt an. Kreative, fingerfertige Verstärkung an der Nähmaschine wurde just eingestellt. Neben der eigenen Marke Ethel Vaughn – übrigens der echte Name von Nics Lieblingstante in England – gibt’s bei Auntie Pop auch Ausgewähltes von Vans, Uslu Airlines und Designerfreundin Klára Kadlecová.

Freitagabend gab es zu Bier und Beats einen Blick auf die Zwischenkollektion »Übergang One«. Bereits das Lookbook ist den Shopbesuch wert. Bewusst verlinke ich nicht auf den Download. Den hochformatigen Augenschmaus sollte man real in den Fingern halten. Die raffinierten Designs von Frau Weber in stylishen Inszenierungen der Jungfotografen Felix Krüger aus Hamburg und Bartosz Ludwinski aus Münster. Verpackt in das feine Layout von Sam Chirnside, Visual-Communication-Student aus Melbourne, den Nic in seiner Funktion als Locationscout eher zufällig entdeckt hat. Von dem 22-jährigen (!) Australier stammt auch das Ethel Vaughn Logo.

Ebenfalls nice to know: Auch der originelle Shopname Auntie Pop ist kein Kunstbegriff, sondern der liebevolle Spitzname von Nics britischer Großmutter. Authentischer geht’s kaum.

Also, ab zu Auntie Pop – die neue Kollektion bestaunen, ein Lookbook abgreifen und mit Chance auch das eine und auch andere feine, handgearbeitete Stoffexponat im Sommer-Sale.