Es gibt sie noch. Diese großen traditionellen Lifestylemarken, die seit Jahrzehnten den Spirit von Coolness, Fernweh und Lässigkeit generationsübergreifend vermitteln. O’Neill ist so ein Urgestein.
Die Marke mit der brechenden Brandungswelle im Logo wurde 1952 im kalifornischen Santa Cruz gegründet, also südlich vom Silicon Valley und nördlich von Monterey. 1952 – das war neun Jahre vor der Gründung der einst legendären „Beach Boys“. 1952 ist das Geburtsjahr von Hollywoodlegenden wie Dan Aykroyd, John Goodman, Mr. T, Jeff Goldblum, Mickey Rourke, Steven Seagal, Liam Neeson.
Die Marke O’Neill ist auch 65 Jahre nachdem Jack O’Neill in seiner Garage in San Francisco Wellenreiter shapte und verkaufte – und nebenbei auch noch den Neoprenanzug erfand – ein relevanter Teil der internationalen Surfkultur. Pionier wird man nicht, Pionier ist man und bleibt es auch. Jacks Sohn Pat, der die Unternehmensleitung übernahm, gilt übrigens als Erfinder der Boardleash. Auch die ersten richtigen Boardshorts für maximale Beach Performance gehen auf das Konto O’Neill.
Seit Jahrzehnten setzt sich Jack O’Neill auch tatkräftig für soziale Projekte ein, im Besonderen für benachteiligte Kinder und den Meeresschutz. 1996 gründete er die Non-Profit-Organisation O’Neill Sea Odyssey. Eben ein Vollblutvisionär, der die Natur, das Surfen und die Boardkultur liebt, lebt und fördert. Und das auch heute noch – inzwischen mit stolzen 94 Jahren. Zu Recht ist Jack O’Neill längst in der International Surfing Hall of Fame.
Mit dem Verkauf der Markenrechte 2007 an eine niederländische Holding passierte, was eben passiert, wenn Zahlenexperten und Marketing weniger Verständnis für Heritage und Surfkultur haben und auf horizontale Produktdiversifikation setzen. Der Mainstream zieht ein und plötzlich gibt es gibt Activewear und Snowwear. Eben alles, was der Surfer nicht braucht: vom Schnürschuh bis zum Rucksack. Der Markenkern gerät aus dem Fokus und mit ihm ein Stück Authentizität.
Und doch spielt O’Neill immer noch weit vorne mit. Im Profisurfsport und immer wieder auch mit kleinen feinen Kollektionen. Ziemlich lässig ist die aktuelle Kollaboration mit San Franciscos Surf-Art-Künstler und Typodesigner Jeff Canham. Der Art Director des Surfer Magazine ist bekannt für seine handgemalten, plakativen Logos und Schriftzüge. O’Neill x Jeff Canham kombiniert mit nur vier feinen Prints auf T-Shirts und Boardshorts auf originelle Weise, wofür die Marke O’Neill ursprünglich stand: authentische Coolness mit einem Schuss Fernweh. Oder wie Phantom Planet diesen Spirit 2003 in vier Worten wehmütig zusammenfassten „California – here we come“.