Als Joseph William Foster mit seinem 1895 gegründeten Familienunternehmen J.W. Foster and Sons, im Nordwesten von England, die ersten Laufschuhe mit Spikes für die Olympischen Sommerspiele 1924 in Paris per Hand fertigte, ahnte natürlich niemand, dass zwei seiner Enkel 34 Jahre später daraus die Marke Reebok ins Leben rufen.
Der Name bedeutet tatsächlich das, wonach es klingt: Reebok ist Afrikaans und bedient sich der Sprinteleganz der Rehantilope aus den Regionen zwischen Swasiland und Botswana. 1979 erwirbt der amerikanische Unternehmer Paul Fireman die Vertriebsrechte der Marke und beteiligt 1981 die schuhkompetente Pentland Group aus dem schottischen Edinburgh mit 55%. Der Rest ist Geschichte.
Der Reebok Freestyle von 1982 ist wohl der meist zitierte Damensneaker in Rapsongs und ein Synonym für Frauenpower und Powerfrauen. Die klare Antwort auf den Aerobic-Boom mit Jane Fonda 1982 und TV-Mitmachsportsendungen wie das ZDF-Format „Enorm in Form“ 1983. Bei Türstehern, Hooligans und Parkbankpilsphilosophen erlangte der Reebok Classic zweifelhaften Ruhm. Und mit der Pump-Technologie, die bis heute die Szene spaltet, gelang Reebok ein weiteres Husarenstück.
Unterschätzt und irgendwie zu kurz gekommen ist der Reebok Club C 85, der 1985 konzipiert wurde und 1986 erstmals auf rotem Sand aka Ziegelmehl und englischem Kunstrasen seine Wendigkeit und Perfektion unter Beweis stellt. Optisch erinnert der Volllederathlet in den Disziplinen Schlichtheit und Eleganz mit der markanten Außensohlennaht und der 14-Loch-Senkelführung an den Stan Smith von adidas und den Tennis Classic John McEnroe von Nike. Womöglich versäumte man im Hause Reebok eine Patenschaft mit einem adäquaten Filzballprotagonisten oder erkannte seinerzeit schlichtweg nicht das enorme Imagepotenzial durch geschicktes Sponsoring eines Weltranglistenspielers.
30 Jahre später – Reebok gehört seit 2006 zu adidas – ist das Centre-Court-Urgestein zurück. Der C 85 hat an Charme nicht verloren: Speziell die Vintage-Edition lässt die Herzen der Fans von History und Heritage höher schlagen. Tradition trifft Authentizität!
Eine schnörkellose Tennissilhouette, niedrig geschnitten für größtmögliche Bewegungsfreiheit im Knöchelbereich. Robustes Nubukleder in Beige-Weiß an einer technisch optimierten EVA-Mittelsohle für eine zeitgemäße, komfortable Dämpfung. Feiner Kontrast: der tennisgrüne Reebok-Schriftzug als Fersenpatch und am Außenrist, flankiert vom Union Jack.
Der Club C 85 hat nichts eingebüßt von seiner rauen, ehrlichen Street Credibility: eine Prise Danny Boyles „Trainspotting“ 1996, ein Schuss Guy Ritchies „Bube, Dame, König, Gras“ 1998, ein Spritzer Watkin Tudor Jones aka Ninja von der südafrikanischen Proll-Schick-Elektro-Formation „Die Antwoord“.
Man spürt augenscheinlich das Odeur von Ballonseide, unvollständigem Schneidezahnbestand, stümperhaften Handtätowierungen und schalem Lagerbier – und zugleich von schnörkelloser Handwerkskunst, angelsächsischem Understatement, Moral und Kampfgeist und dem ungebrochenen Charakter von Wimbledon mit seinen legendären Wettkämpfen. 1986 siegte dort Boris Becker gegen den Tschechen Ivan Lendl in drei Sätzen mit 6:4, 6:3, 7:5.
Und während 2016 in Wimbledon der Brite Andy Murray aus dem schottischen Glasgow das Turnier gewinnt, holt sich eine britische Hartplatzkoryphäe von 1986 den Titel „Authentischer Schnürschuhrebell des Jahres“. Aufschlag: Club C 85!