Der Vietnamkrieg ist in vollem Gange. Die USA marschieren in Kambodscha ein. Der Apollo-13-Mondflug wird wegen eines defekten Sauerstofftanks abgebrochen. Jimi Hendrix stirbt an einer Überdosis, so auch Janis Joplin. Dabei ist 1970 »Das internationale Jahr der Bildung«. Das letzten Beatles Album trägt den Titel: Let it be. Klingt wie eine mahnende Botschaft.
Doch es gibt auch Konstruktives: Der Deutsche Sportbund initiiert die Trimm-dich-Bewegung und setzt damit einen Startschuss für die Fitness- und Jogging-Kultur. Uma Thurman, Mariah Carey, Q-Tip aka Jonathan Davis und Rachel Weisz haben Geburtstag.
Das Licht der Welt erblickt auch der Rod Laver. Der auffallend unscheinbare Tennisschuh aus Herzogenaurach erweckt das Interesse anspruchsvoller Filzballsportfans und Stilaktivisten. Dabei stößt der blütenweiße, puristische Rasensportler mit dem grünen Fersenpatch vor allem bei erwachsenen Männern auf Begeisterung. Stichwort: superclean.
Der Rod Laver verzichtet nahezu auf jegliche Form von Branding. Kein seitlicher Dreistreif. Kein Fersenlogo. Kein Sohlenprint. Eleganter Purismus vs. puristische Eleganz.
Das atmungsaktive Gewebegeflecht im Obermaterial bedeutet minimiertes Gewicht bei maximaler Bequemlichkeit. Dazu eine feine Zunge aus robustem Glattleder, ebenso die Zehenkappe und eine schneeweiße, vulkanisierte Sohle. Quasi der Athlet im Tuxedo. Kurz darauf das Folgemodell mit der markanten, rasengrünen Außensohle.
Doch wer ist der Mann, der als Namenspate hinter dem logolosen Sportschuh steht? Stan Smith kannte und kennt man weltweit. Dabei kam der 1965 entwickelte und ebenfalls schlichte Tennisklassiker genau genommen erst 1971 auf den Markt, also ein Jahr später. Und doch ist Rod Laver bis heute nur einer kleinen internationalen Fangemeinde bekannt.
Rodney »Rod« George Laver gehört zu den Tennislegenden. 1938 in Rockhampton, Queensland geboren und aufgewachsen, an der rauen Ostküste Australiens. Mit 21 steht der Linkshänder mit der imposanten einhändigen Rückhand 1959 erstmals im Wimbledon-Finale. Im Jahr darauf gewinnt er die Australian Open. Bereits 1962 blickt Rod Laver auf 21 Turniersiege. Darunter die vier Grand-Slams.
1969 gewinnt er erneut alle vier Grand-Slam-Turniere. Damit ist er bis heute der einzige Tennisspieler, der das erreicht hat. Bis zu seinem Karriereende 1975 zählte er zur Top-10 der Weltrangliste. Bestplatzierung: Platz 3 im Jahre 1973. Eine weitere Ehrung ist die Aufnahme 1981 in die Hall of Fame des internationalen Tennissports. Und seit Beginn des neuen Jahrtausends trägt der Center Court der Australian Open den Namen Rod Laver Arena. Viel mehr geht kaum.
Auch im Hause adidas gedenkt man der Legende Rod Laver. Den ersten Relaunch des Modells gab es Ende der Neunzigerjahre. Im Fokus standen unterschiedliche Lederarten, von glatt über perforiert bis gesteppt. Nennenswerte Highlights: 2004 der Rod Laver NPF – fünf Farbvarianten in Zusammenarbeit mit oki-ni in London. 2009 ein schwanenweißes Modell mit gestanztem Trefoil auf der Zunge, anlässlich »60 Jahre adidas«. 2012 eine Edition in weißem Premiumleder plus Korkinnensohle in Kollaboration mit der japanischen Marke United Arrows. Sowie Consortium-Modelle in sahara-beigem Wildleder und Luxusleder mit Reptilstruktur.
2014 die Spring-Edition in weißem Mesh mit grünem oder rotem Fersenpatch. Und aktuell – neben der Remastered-Series – der Rod Laver Vintage. Das elegante Leichtgewicht macht die Nacht zum Tag. Ob in Kolkabenschwarz oder Koalabärgrau: Der komplett ungebrandete Athlet brilliert in seiner Unauffälligkeit mit einem reflektierenden, innovativen Äußeren im Kontrast zum Lederfutter und der vulkanisierten Sohle. Getreu der Maxime: low-top – high-duty.