1983 steht für Frieden und Abrüstung. In Deutschland demonstrieren eine Million Menschen für den Frieden und bilden eine 108 Kilometer lange Menschenkette gegen die Stationierung atomarer Mittelstreckeraketen vom Typ Pershing 2. Amerika präsentiert den IBM PC XT und das erste Mobiltelefon: das Motorola DynaTAC 8000X.
Der HSV ist Deutscher Fußballmeister und gewinnt die UEFA Champions League, was bis dato noch Europapokal der Landesmeister heißt. Und mit dem »München Marathon« debütiert eine der heute teilnehmerstärksten Laufveranstaltungen Deutschlands.
An der sonnigen Westküste der USA, genauer gesagt in Beaverton Oregon, konzipieren, konstruieren, differenzieren und vermarkten die beiden Gründer der Marke Nike mit Hochdruck ihr Sportschuhsortiment. Den Namen Phil Knight kennt wohl jeder, der sich mehr als zwei Minuten mit der Marke beschäftigt hat. Doch die treibende Kraft hinter dem Swoosh ist von Beginn an Bill Bowerman.
Der ambitionierte Berufssporttrainer von der University of Oregon gründete bereits 1964 mit seinem Freund und Laufsportschüler Phil Knight das Label Blue Ribbon Sports, wo sie mit Sportschuhen der japanischen Marke Onitsuka Tiger handelten. Sieben Jahre später, also 1971, wird aus ihrer Firma die Marke Nike. Zu diesem Zeitpunkt kann Bill Bowerman bereits stolze 60 Jahre Lebenserfahrung vorweisen und hat in über zwei Jahrzehnten rund 30 Olympiateilnehmer trainiert. Auch wenn er selbst das Wort Trainer nie mochte und den Terminus Lehrer vorzog.
Als Konstrukteur und Visionär gehen beispielsweise die Modelle Cortez und Waffle Racer auf seine Kappe. Ebenso der Tailwind, quasi der allererste Laufschuh mit einem Luftdämpfungssystem in der Zwischensohle. Trotzdem bleibt Bill Bowerman die stille Nummer Zwei in Beaverton: der Mann im Hintergrund, das Mastermind der Praxis, der enthusiastische Teamsportler, dem Performance stets wichtiger war als schnöde Perfektion.
1999 stirbt Bill Bowerman im Alter von 88 Jahren. Doch sein Spirit lebt nach wie vor weiter, seine Konstruktionen und Modelle faszinieren Streckenläufer und Stilaktivisten auf allen fünf Kontinenten. Eine limitierte »Bowerman Series« erschien erstmals 2001 und auch 2005 präsentierte Nike ihm zu Ehren einige ausgewählte Modelle in exklusiver Ausstattung. Doch nicht jeder Sportschuh schaffte es vom Prototypen auf die globalen Tartanbahnen und Asphaltböden.
Einer von Bill Bowermans Samples aus dem Jahr 1983 erblickt nun, nach 32 Jahren in den heiligen Archiven, das Licht der Welt. Der NIKE Archive ’83M. Auf den ersten Blick wirkt der Archive ’83M wie der verschollene große Bruder von den Klassikern Epic, Pegasus, Air Vortex, Odyssey. Und doch ist dieser reanimierte Prototyp bei genauer Betrachtung ein vollkommen eigener Typ.
Robustes Wildleder als Obermaterial, Nylon im Mittelpart für größtmögliche Flexibilität im Lauf und atmungsaktives Mesh im Zehenbereich. Dazu eine Dual-Density-Mittelsohle mit Waffelprofil für optimale Traktion und größtmöglichen Tragekomfort sowie eine Fersenverstärkung für höchste Stabilität. Ein Sportler durch und durch. Technisch wie optisch. Keine Ösen, keine Haken, keine Kinkerlitzchen. Das Halbfliegengewicht ist maximale Reduktion plus maximaler Style.
Der für heutige Verhältnisse leicht überproportional wirkende Swoosh verleiht dem Archive ’83M einen gebührenden Retrohauch von 1983. Doch ganz gleich, ob mein persönlicher Favorit in Seidengrau mit schlumpfblauer Schwinge oder in Oliv mit basaltgrau oder in Anthrazit mit cremeweiß:
Das NIKE Archive ’83M Prototypes Pack liegt in Sachen Style und Komfort auch 2015 eindeutig da, wo Bill Bowerman seine Athleten immer am liebsten sah: ganz weit vorne.