Ein formvollendeter Ausbruch an Lässigkeit. New Balance CT300.

Das Jahr neigt sich dem Ende. Ein kritischer Blick zurück lohnt in vielerlei Hinsicht. Auch in Sachen Turnschuh lässt sich bilanzierend sagen: Es gab viel Bockmist und auch tolle Modelle. Retro-Runner sind immer noch hip. Material spielt eine enorme Rolle. Und die eine und auch andere Tennislegende genießt seinen zweiten oder dritten Frühling.

Ein Klassiker, der es nie ganz nach vorn geschafft hat und der für meinen Geschmack ganz klar zu den Highlights des Jahres zählt, ist der CT300 FB aus dem Hause New Balance. Angelsächsische Handwerkskunst trifft auf Understatement und Heritage. Was für den Laien auf de ersten Blick wie ein Rollbrett-Allrounder aussieht ist in Wirklichkeit eine formvollendete Neuauflage und Hommage an eine Tenniskoryphäe der späten Siebziger.

Während 1979 global das größte Discofieber aller Zeiten grassiert und die Straßen und Tanzböden der Metropolen dominiert, ticken auf den britischen Inseln die Uhren mal wieder etwas anders. Margaret Thatcher wird Premierministerin von Großbritannien und auf den Straßen geht buchstäblich der Punk ab. Gleichzeitig revolutionieren die Japaner das Musikhören: Der Sony Walkman TPS-L2 macht Sound mobil und bringt das Wohnzimmer auf die Straße. Ob Donna Summer oder The Clash.

Im selben Jahr präsentiert die Laufschuhmarke New Balance einen Tennisschuh, den CT300. Das T steht für Tennis, das C womöglich für clean, consummate, cutting-edge oder comfortable. Der Vorreiter in Sachen Federung und Dämpfung entstand in der Zusammenarbeit mit zwei Wimbledon-Stars.

Der Australier Roy Emerson ist nach wie vor der einzige männliche Tennisspieler, der bei den Grand-Slam-Turnieren alle Titel im Einzel und Doppel gewann. Von den Siebzigerjahren bis zum Jahr 2000 hielt er den Rekord an Grand-Slam-Einzelsiegen. Virginia Wade gewann sieben Grand-Slams, zuletzt den Einzeltitel in Wimbledon 1977. Damit ist sie bis heute die letzte britische Wimbledon-Siegerin. Im selben Jahr wurde sie in Großbritannien Sportlerin des Jahres. Kein Wunder, dass mit der doppelten Filzballexpertise ein grandioser Schuh entstand.

Ein flacher Shape für bestmögliche Bewegungsfreiheit in gekonnter Kombination aus robustem Wildleder plus atmungsaktives wie leichtgewichtiges Mesh. Dazu eine flexible Außensohle mit Non-Marking-Technology. Baaammm! … Tie-Break!

Dann war quasi 35 Jahre Ruhe im Karton. Im Herbst 2014 das fulminante Comeback. Aus der Kollaboration mit vier Sneakerstores in vier Ländern entstanden vier imposante Stilathleten in limitierter Auflage: der Schotte von Hanon, der Schwede von Sneakerstuff, der Katalane von 24 Kilates und der Germane von Firmament.

Wer das gemischte Doppel verpasst hatte, bekam vier Monate später die Chance auf einen weiteren CT300. Das Flying the Flag-Pack aus dem Frühjahr 2015 ist eine Reminiszenz an das Vereinigte Königreich. Im Mittelpunkt stehen die Farben des Union Jack: rot, blau, weiß. Das Ganze in Premiumqualität – made in UK. Mit Liebe und Sorgfalt gefertigt im eigenen Werk, im Nordwesten von England, an der Küste von Workington: in Flimby. Seit 1982 das New Balance Hauptquartier.

Der royalblaue Player brilliert mit schnörkellosem Understatement. Das kann man eindrucksvolle Unauffälligkeit nennen, Know-how goes Style oder schlichtweg Punkt, Satz und Sieg.