Wenn es eine Marke in den letzten 15 Jahren geschafft hat, die vier Attribute Coolness, Style, Qualität und Stilsicherheit konstant in seinen Kollektionen umzusetzen, dann Drykorn.
1996 hatte alles mit ein paar Hosen begonnen, die Drykorn Gründer Marco Götz nach seiner Ausbildung zum Industriekaufmann bei René Lezard, in Personalunion – direkt aus dem Kofferraum seines Autos – persönlich an den Mann brachte. Im Mittelpunkt stand Techno-Stretch: schmale Schnitte, klares Design, Stoffe aus Italien und Frankreich, dezentes Branding.
Ein Deutscher, der Mitte der Neunziger ein neues Modelabel gründet und selbstbewusste wie trendbewusste Individualisten mit qualitativ hochwertiger Mode made in Germany faszinieren will? Oha. Aber die Zweifel der Branche waren recht schnell und souverän zerschlagen. Die Hosen überzeugten den Handel und die Hüften der Hipster. Es folgten erste komplette Herrenkollektionen und bereits 1999 die erste Damenkollektion.
Längst ist Drykorn international erfolgreich. Das liegt zum einen an den originellen Kollektionen, die konzeptionell stets durch ein klares Gesamtthema geklammert werden. Zum anderen an dem vorbildlich ausgeklügelten Zusammenwirken von Design, Produktmanagement, Logistik und Vertrieb: alles nach wie vor zentral gesteuert aus dem Headquarter in Kitzingen, einer Stadt mit 20.000 Einwohnern, im Süden des Landes, irgendwo zwischen Frankfurt und Nürnberg.
Für mich steht Drykorn seit Jahren für soliden Style und authentische Mode. Kein Schischi, kein Schnickschnack. Der in den Produkten ursprünglich aufgedruckte, inzwischen meist eingenähte Claim »for beautiful people« ist Programm. Interessant hierzu ist die Kampagne for beautiful people mit 7 schicken, authentischen Videos im Testimonial-Style.
Weder überheblich, noch narzisstisch gemeint, bezieht sich das Statement auf die individuelle Schönheit im Auge des Betrachters, auf Motivation und Leidenschaft. Drykorn akzentuiert lediglich den eigenen Style, den eigenen Charakter und bietet weder uniforme Verkleidung, noch protziges Markengehabe. Im Vordergrund steht der Spaß an der Mode. Immer in Kombination mit Schnitt und Passform. Nicht ohne Grund war das Drykorn Logo anfangs eine stilisierte Stoffschere, neuerdings zieren zwei dezent gekreuzte Nähnadeln mit eingefädeltem Garnfaden die Textilien.
Ob Jacketts, Hemden, Jacken oder Chinos: Passform, Qualität und Style sind bei Drykorn sehr auffällig. Langlebigkeit ist schließlich auch eine typische Eigenschaft eines Klassikers. Und Drykorn schafft Klassiker und setzt auf Klassiker. Auch bei der gekonnten, immer wieder beeindruckend aufwendigen Inszenierung der Kataloge. Übrigens die einzigen, die ich seit Jahren sammel. Und so ist es dann auch kein Zufall, dass Drykorn bei den ausgewählten PS-Boliden der Shootings mit Modefotograf Daniel Woeller, klar auf Klassiker setzt: 2008 war es der Ferrari Dino 246 von 1970 und in einem der letzten Kataloge der Jensen Interceptor V8 von 1974.
Die avantgardistischen, extrovertierten Seiten der Sechziger und Siebziger zwischen Rebell und Rockstar finden sich bei Drykorn in jeder Kollektion. Mit Style und Dezenz. Nicht mit Bling-Bling, Blenderei und protzigem Branding. Authentizität kann so einfach sein.