Dänemark – in den Siebzigern und Achtzigern beliebt für endlose Nordseestrände, monumentale Brandung und raubauzige Natur soweit das Auge reicht. Keine Sommerferien, keine Herbstferien, keine Osterfeiertage, die ich nicht in einem Ferienholzhaus in den Dünen, mit der Familie verbracht habe. Irgendwo zwischen Vejers Strand und Løkken. Dänemark, das war Abgeschiedenheit statt Urbanität.
20 Jahre später kommt es mit dem Jahrtausendwechsel regelrecht zu einer Art Paradigmenwechsel: Mode und Marken alteingesessener Unternehmen aus USA, England, Frankreich waren plötzlich out. Neben neuen, exklusiven schwedischen Brands sind es vor allem die Dänen, die europaweit und speziell die deutsche Modeszene begeistern.
Die einzige Marke, die man damals aus Dänemark kannte war Hummel. Doch genau genommen wurde die auf Fußball und Handball spezialisierte Sportmarke 1923 in Hamburg-Eppendorf gegründet. Erst 1975 konvertierte Hummel zum Dänen, mit Firmensitz in Aarhus. Kopenhagen hin oder her – auffallend viele Modeunternehmen und Designer haben ihr Headquarter oder Atelier in Jütlands Textilhauptstadt Aarhus, 350 km nordöstlich von Hamburg, beispielsweise Revolution, Minimum, Erfurt, Junk de Luxe. Aarhus ist definitiv einen Besuch wert. Modisch ebenso wie architektonisch und geographisch.
Ein weiterer schöner Grund ist der Fashion Store Støy Munkholm. So ungewöhnlich wie der Name, so außergewöhnlich ist auch das Sortiment auf 350 Quadratmetern. Støy Munkholm steht für liebevoll ausgewählte Mode und Marken aus den Segmenten Urban bis Premium: qualitativ hochwertig, innovativ, exklusiv, funktional und stets authentisch. Quasi: typisch dänisch!
Der Name des Shops ist ein Hybrid aus den Nachnamen der drei Gründer. Nikolai Munkholm, Torben Støy und Sohn Jakob Støy haben das Projekt 2007 auf die Beine gestellt. 2010 stieg mein Kumpel Michael Dalsgaard mit ein. Als Online Store Manager hat er just den Webshop und Blog mit aufgebaut und mit Leben, bzw. Lifestyle gefüllt. Als langjähriger Salesmanager für Junk de Luxe weiß er wie der Modehase läuft und was das anspruchsvolle Nerdherz begehrt.
Auch Michael stammt aus Aarhus. 2008 haben wir uns in Hamburg bei einer JDL-Order für Boombox bei Stephie und Marie kennengelernt. Wir staunten nicht schlecht als wir fast identisch aussahen: schwarze Skinny Jeans, schwarze Chucks, Karohemd, das gleiche Flexfit-Basecap. Das hatte was Slapstickartiges. Zugleich zeigte es wie schrullig es oft ist, dass – getrieben vom inneren Drang nach äußerlicher Individualität – viele Leute im Lifestyle-Business irgendwie gleich aussehen. Jedenfalls sind wir seitdem befreundet.
Støy Munkholm ist kein typischer Fashion Store. Die Jungs sind vom Fach. Das merkt man schnell. Hier passt alles: die liebevoll abgestimmte Inneneinrichtung und die bewusst ausgewählten Marken. Skandinavische Designer, amerikanische Workwear, französische und japanische Denims. Ein Mix aus authentischen Klassikern, ungewöhnlichen Newcomern und Collaborationen mit lokalen Künstlern.
Unter den rund 40 Brands tummeln sich Skandinavier wie Wood Wood, Norse Projects, Stine Goya, Mads Nørgaard, Soulland, Won Hundred, ACNE, Filippa K., Whyred, neben US-Klassikern wie Penfield, Alife, Lee, Nike, Levi’s Vintage, Red Wing. Dazwischen 10-15 Brands, deren Markenamen – ich zumindest – bisher noch nie gehört habe. Und das ist nicht tragisch, das ist toll! Ob Cardigan von S.N.S. Herning, der kobaltblaue Wildleder Chukka Boot mit neongrüner Sohle von Marc Macnairy, Ledertaschen und Gürtel von Royal Republiq, Dufflecoat von Armor Lux oder Hemden von Nigel Cabourn.
Was das Sortiment vereint ist, neben höchster Qualität, die authentische Story hinter jeder Marke. Støy Munkholm setzt auf Handwerk statt Humbug. Und das begeistert. Mit Sicherheit auch die Fashionistas und Stylenerds fernab von Jütlands Modemonarchie. Lang lebe die Königin!