Am Anfang war der Desert Boot. 1949 designt von Nathan Clark, in der südenglischen Grafschaft Somerset. Mods sei Dank, avancierte der bequeme Clarks Schnürschuh in den revolutionären Sechzigern zum Symbol urbaner Lässigkeit. Mods, Hipster, Schreiber, Werber, Studenten und jeder, der den Begriff Boheme ohne zaudern aussprechen und ausschreiben konnte, trug den Wildlederschuh. In Dunkelbraun, Dunkelblau oder Schwarz.
In den Achtzigerjahren hielten Sneakers den Einzug in Universitäten, Werbeagenturen, Alltag und sogar Bundestag. Damals hießen sie noch Turnschuhe. Im sprichwörtlichen Laufe der folgenden zwei Jahrzehnte wurde sie erst stigmatisiert, dann salonfähig und schließlich zu Prestigeobjekten geadelt. Bequemlichkeit, Style, Akzeptanz, Begehrlichkeit. Was wollte man mehr!
2002 sind es wieder Angelsachsen, die eine neue Form der Begehrlichkeit schaffen. Drei junge Kreative, einer vormals Designer bei Paul Smith, gründen in Nottingham das Label ONETrueSaxon. Neben anspruchsvoller, qualitativ hochwertiger, urbaner Männermode, ist es vor allem die Schuhkollektion, die auf der Bread & Butter Berlin 2003 für Aufsehen sorgt. OTS präsentiert einen Hybrid aus oben feiner Schnürschuh, unten Sneakersohle. Brands wie NIKE zeigen sich stark interessiert an der Marke, doch das juckt die drei Engländer nicht, sie wollen ihr eigenes kleines Ding machen. Rund fünf Jahre später ist der Trend allgegenwärtig: NIKE präsentiert den Ralston, Generic Surplus den Argus, Clae den McQueen, Alife den Chuck High Naval und und und.
Alles nett, aber – die einzigen, die den urbanen Hybrid aus coolem Sneaker und anspruchsvollem Straßenschuh mit authentischer Club- und Geländerelevanz brillant umsetzen, kommen aus Süddeutschland: adidas hat in der Collaboration mit der kanadischen Outdoormarke Ransom großartig bewiesen, dass sich 60 Jahre Know-how, Entwicklung und Erfahrung im Profisport- und Outdoor-Business durch kein Computerdesignprogramm ersetzen lassen. Hinzu kommen Pioniergeist und das feine Gespür für Trends und Ansprüche sowie ein ausgeklügeltes Distributionskonzept.
Als ich 2009 bei adidas die fünf Modelle Creek, Dune, Pier, Summit, Valley auf ersten Fotos sah, dachte ich sofort: hammer! Eine streifenfreie, autarke Kollektion, die alle Einsatzbereiche stylish aufgreift – von Wassersport bis Bergsport. Der schlumpfblaue Dune faszinierte mich besonders. Da die erste Kollektion sehr selektiv verteilt war, erwarb ich den Schnürer bei Jues in Düsseldorf. Leider gibt es den feinen Store von Jürgen nicht mehr.
2010 folgten die Modelle Bluff, Curb, Strata. Trotzdem gefiel mir der Valley am besten: in Schwarz, in Hi, in Wildleder. Den gab es bei Matthias von Animal Tracks. Wieder ein Dreivierteljahr später spielt adidas x Ransom das Thema Neopren. Als passionierter Surfer reizt mich – trotz der für meinen Geschmack überflüssigen gummierten Lackfersenapplikation – das kalksandfarbene, mit babyblauem Neopren gefütterte Valley Hi Sommermodell. Entdeckt bei Matt und Till von Cream. Obacht, Online-Shopper: Die Neopren-Edition fällt eine halbe Nummer größer aus als angegeben! Hier lohnt auch ein Besuch bei Philip im Originals Store sowie bei Markus von Glory Hole.
Varianz hin oder her. Der Valley scheint derzeit mein Schuh zu sein. Aktuell ziert ein Lo in Burgund mit maiskolbengelber Sohle meine verwöhnten Laufwerkzeuge. Just fällt mir Sabrina Johnston ein: »Peace in the Valley«, von dem Track gab es 1993 auch einen feinen Boris Dlugosch/Michi Lange Remix.
Zum Winter präsentiert adidas x Ransom wieder neue Modelle, beispielsweise den Dover Hickory und den Army TR. Puuh! Auch wenn man selbst als passionierter adidas Fan langsam, aber sicher den Überblick verliert – die Begeisterung an dieser Langzeit-Collaboration bleibt erhalten. Peace! (… in the Valley – sowie on and off the Streets.)