Eigentlich ist über den Air Max 1 längst alles gesagt und berichtet. Kaum ein anderer Sneaker hat es in den letzten 25 Jahren zu einer größeren Ikonisierung geschafft als der Laufschuh aus dem Jahr 1987 mit dem revolutionären Luftdämpfungsfenster in der Sohle.
Die sportliche Silhouette überzeugte von Beginn an mit der grandiosen Kombination von perfektem und zeitlosem Style und einem Tragekomfort, dessen Bequemlichkeit auch heute noch beinahe ungeschlagen ist. Hinzu kommt ein brillantes Marketing mit progressiven Anzeigenmotiven und spitzer Botschaft: »NIKE Air is not a shoe. It’s a revolution«. Flankiert von einem TV-Spot, in dem erstmals ein Track der Beatles für Werbung genutzt wurde, Revolution von 1968. Der Rest ist Geschichte.
Entwickelt wurde die Designikone von Tinker Hatfield, der unter anderem auch verantwortlich ist für die legendäre Silhouette des Air Jordan III. Der NIKE Vice President for Design and Special Projects wird in zwei Wochen übrigens stolze 61! Style ist eben in der Tat keine Frage des Alters.
Nachdem der Original Colorway in weißem Mesh zu aschgrauem Veloursleder und scharlachroter Schwinge aka University Red die Herzen und Füße der Profisportler und Freizeitstyler gleichermaßen im Sturm eroberte folgte das gleiche Model in Kobaltblau.
Einen erneuten Hype löste der Relaunch von beiden Colorways 15 Jahre später aus, 2002. Und bis es im Dezember 2012 – anlässlich 25 Jahre Air Max 1 – erneut zur Wiederauflage der beiden Style-Klassiker kam, wurde das Modell in so unglaublich vielen Farbkombinationen, Materialvariationen und Kollaborationen designt, gehypt, veröffentlicht, limitiert gehandelt, getragen und global gesammelt wie kaum ein anderer Sneaker auf der Erde. Da den Überblick zu behalten, ist quasi unmöglich geworden.
Herausragend sind für meinen Geschmack der PATTA Style »Chlorophyll« mit grasgrüner Schwinge, anlässlich fünf Jahre PATTA Store Amsterdam und der PATTA x PARRA in Burgundrot mit dem Innensohlendesign von Hollands Street- und Pop-Artist PARRA. Das »Animal Pack« von 2006 mit dem Fellimitat-Upper-Hybrid aus Zebra, Tiger, Leopard, Kuh. Der Thunder Camo von 2007 in Schwarz-Blau-Grau-Rot und grafischen Printelementen. Der olivfarbene Canvas mit weißer Schwinge und der knalligen Himbeer-Sohle von 2011. Das Modell in Zusammenarbeit mit der NIKE Outdoormarke ACG in basaltgrauem Canvas mit dem Lederupper in Orange und Lila und den pinken Senkeln aus dem Vorjahr. Und der »Atomic Teal« aus dem ersten Quartal 2013: in Neongrün, Petrol, Zementgrau.
Anlass für diese kleine Air Max 1 Reminiszenz hier, ist mein persönliches Lieblingsmodell, das ich just im Schrank wiederentdeckt habe: der limitierte Premium Quickstrike Microstripe in babyblau-weißem Canvas plus Gumsole. 2009 gekauft in einem kleinen Sneakerstore in Berlin-Mitte, den es längst nicht mehr gibt. Aber so ist das wohl: Oftmals ist heute ein Shop, ein Label oder eine Marke schneller weg vom Fenster als manch Sneaker. Die Welt verändert sich im Laufe der Jahre mit zunehmender Rasanz. Konstant geblieben ist zumindest die Silhouette einer Laufschuhikone, auch wenn die Schwinge seit 1996 etwas kleiner geworden ist.
Und so ist der Air Max 1 auch 2013 noch ein großartiges Modell. Trotz dem er in den letzten Jahren für meinen Geschmack deutlich inflationär geworden ist: kein TV-Krimischurke ohne Air Max 1, keine Schülergruppe Zehntklässler, in der nicht mindestens einer Air Max 1 trägt. Kein Fashiongirlkollektiv in Leggins oder blickdichter Strumpfhose, in der nicht wenigstens zwei in Air Max 1 herumstolzieren. Vielleicht ist unbegrenzt das neue limited. Da lob‘ ich mir die Maxime von 1987 – als es noch klar hieß: weniger ist mehr und limited ist limited.