Getreu der Redewendung »Totgesagte leben länger«, überrascht just die Premiummarke PATTA mit ihrem Comeback. Die drei Jungs hinter dem feinen Amsterdamer Concept-Store mit dem prägnanten wie schicken Namensschriftzug waren seit 2004 kreativ hyperaktiv und weit über die Holzschuhgrenzen hinaus bekannt, beliebt, begehrt: für exklusive Sneaker-Design-Upgrades und bedacht ausgewählte, exzellente Collaborationen mit unterschiedlichsten Brands. Von adidas bis Asics. Von Converse bis Nike. Von Kangol bis KangaROOS. Von Reebok bis Rockwell.
Im November 2011 faszinierte PATTA X KangaROOS die Sneakerheads und Style-Addicts mit der fulminanten Neuauflage der Street-Hiking-Hybridmodelle Woodhollow und K2. Im Sommer 2012 folgte das nächste Husarenstück aus der Pirmasens-Amsterdam-Connection. Mit gleich drei Neuinterpretationen legendärer KangaROOS Klassiker der frühen Achtziger und Neunziger legte PATTA die kreative Messlatte erneut hoch: Der Voyage in buntem Canvas, der Safari in Used Denim und mein persönlicher Favorit, der Tennis Oxford, benannt nach der berühmten Universitätsstadt an der Themse, 90 Kilometer nordwestlich vom Londoner Stadtteil Wimbledon. Seit 1877 legendärer Austragungsort der Wimbledon Championships.
Der Tennis Oxford ist Original von 1981 und klar angelegt an das berühmte Grand-Slam-Tennisturnier. Übrigens das einzige, das nach wie vor auf Rasen ausgetragen wird. Die Neuauflage brilliert mit solider Schlichtheit in feinstem Canvas plus Wildleder. Eine stylishe Reminiszenz an die inspirierenden Grand-Slam-Finale der Siebziger und deren legendäre Sieger: 1972 Stan Smith, 1974 Jimmy Connors, 1976, 1977, 1978, 1979, 1980 Björn Borg, 1981 John McEnroe.
Aufgewachsen in der Björn-Borg-Ära, wechselte ich während des Hypes kurz von Fußball zu Filzball. Zufällig war der Bruder von Tore Meinecke – 1988 Platz 46 der Weltrangliste – Björn Meinecke, Deutschreferendar meiner Schulklasse. Nach dem Unterricht weihte er die Sportambitionierten unter uns in die Grundtechniken gewiefter Netzakrobatik ein. Vermutlich ein Grund mehr, wieso ich den Tennis Oxford aus der Edition PATTA X KangaROOS schätze.
Kurz nach dem Release Ende Juli 2012 wurde es still um die Marke PATTA. Sukzessiv verbreiteten sich die klassischen Gerüchte von Insolvenz und Konkurs. Ein Indiz hierfür: Die Schließung des imposanten PATTA Stores Precinct 5, der erst im Herbst 2009 als Multibrandstore in einer architektonisch imposant sanierten, altehrwürdigen Amsterdamer Polizeiwache eröffnet hatte. Der Store von Guillaume Schmidt und den Brüdern Edson und Timothy Sabajo hat demnach gerade mal 2,5 Jahre durchgehalten. Kreative Köpfe und ein Händchen für außergewöhnliche Collaborationen sind eben kein Garant für langfristigen Hype und Erfolg, geschweige denn für Geld im Überfluss. Und nur weil man den Style gepachtet und ein Gespür für den Beat der Straße hat, ist man nicht automatisch auch gleich Marketingexperte, Stratege oder Kaufmann. Stichwort: »Cobbler, stay at your lasts«.
Doch, noch während einige dem Label und den limitierten PATTA-Produkten hinterher trauern kommt, womit nur wenige gerechnet haben: PATTA ist zurück! Ob kreative Pause, Sinnkrise oder radikaler Reset nach acht Jahren Vollgas. Ab sofort heißt es: neuer Store, neues Glück. Von der alten Location im Grachtengordel Zuid zum neuen PATTA-Store am Zeedijk, also Seedeich, sind es keine zehn Sneakerminuten die Gracht Kloveniersburgwal aka »de Kloof« hoch, Richtung Hafen, nach Chinatown.
PATTA ist also wieder im Rennen. Noch dazu in voller kreativer Pracht. Genau ein Jahr nach der ersten PATTA X KangaROOS Kollektion gibt es jetzt zwei neue, leicht optimierte Woodhollow-Wintermodelle – in Schwarz und in Dunkelblau. Darüber hinaus präsentiert PATTA eine eigene Fashionkollektion: mit stilgerechten T-Shirts, artifiziellen Sweatern und Hoodies und einer fetten Multityposticker-Collegejacke. Spontan gefällt mir der zementgraue Sweater am besten, mit dem vertikalen Slimline-PATTA-Schriftzug. So oder so: welkom terug!