Seit gut 10 Jahren dominieren die Skandinavier nun den europäischen Markt und haben die Mode kräftig durchgeschüttelt und die Szene wachgerüttelt – mit authentischer, stylisher Kleidung. Tragbar bis extravagant. Mutig bis skurril. Rockig bis rebellisch.
Das Segment Urban Superior war geboren und übernimmt quasi mehr oder weniger kampflos die seit langem auf der Stelle tapernde Streetwearkultur, die irgendwie und tragischerweise – aufgrund der starren wie trägen Strukturen vieler großer Marken – ihrer eigenen Unflexibilität unterliegt.
Seit 2002 wird Jahr für Jahr eine neue verrückte, skandinavische Marke gehypt. Es sind die Schweden, die vor allem den Denim-Markt revolutioniert haben. Mit Nudie und ACNE und WeSC. Weg vom Cowboy, hin zum Catwalk. Das Zauberwort heißt »Avantgarde«.
Parallel wurden die Dänen aktiv. Erst fasziniert Wood Wood die Hipster und Fashionists mit plakativer Grafik-Art-Fashion. Dann erobert das Männerlabel Norse Projects die Herzen und Hüften der Mode-Bohème mit stilsicheren Klassikern. Und nun ist es erneut ein junges Label aus Kopenhagen, das kleine Kollektionen mit ungewöhnlichen Designs und Styles in Europas ausgewählte, exklusive Boutiquen bringt.
Libertine-Libertine wurde 2009 gegründet. Hinter dem kleinen, avantgardistisch ausgerichteten Modelabel für Männer und für Frauen stehen drei Dänen: Rasmus Bak, Peter Ovesen und Pernille Schwarz.
So unterschiedlich die drei Macher auch sind: in ihren Kollektionen vereinen sie ihre Leidenschaft für Kunst, Musik, Literatur. Das kann man extravagant nennen oder mutig. Auf jeden Fall ist Libertine-Libertine anders. Jedoch jederzeit typisch dänisch, nordisch: klar und unkompliziert. Ohne Schnörkel. Ohne Schnickschnack.
Erstmals sah ich das Label bei der Berlin Fashionweek, im Frühjahr 2010. Der einprägsame Markenname fiel mir direkt ins Auge an dem winzigen Stand der SEEK. Das ist die kleine, progressive Schwester der PREMIUM: eine unterschätzte Plattform für neue, junge, kreative Brands.
Die Kollektionen von Libertine-Libertine wirken mühelos, fast spielerisch, was generell eine Typik für skandinavische Mode zu sein scheint. Stilvolle Schlichtheit in höchster Qualität. Mutig und garantiert nichts für jedermann. Aber das will ja auch niemand. Und wem die Muster zu tollkühn oder die schweren Wollstoffe eine Portion zu hip sind, der begeistert sich wie ich für die nordisch nautisch inspirierten Klassiker: ob Khaki-Chino »Chant«, das hellblaue Oxford-Hemd mit Button-Down-Kragen oder der erfrischend schlichte, marineblaue Vintage-Sweater mit Crewneck.
Apropos – woher nehmen, wenn nicht stehlen: Ausgesuchte Teile aus den Kollektionen für Mann und Frau gibt es seit dem Deutschland-Launch im Frühjahr 2011, mit analoger Fachberatung und Anprobe, bei YBDPT im Hamburger Karolinenviertel und ab sofort auch bei den Jungs von Animal Tracks in den Colonnaden. Also, die Welt gehört den Mutigen. Der Style sowieso.