Zugegeben, ich bin kein großer Freund von Weihnachten. Streng genommen ist es die geballte Schmalzigkeit, die ich nicht leiden kann. Diese aufgesetzte Harmonie und betont falsche Besinnlichkeit. Auch diese krampfhafte Schenkerei geht mir mächtig auf den Zimtkeks.
Ich mag den Tannenbaum bei meinen Eltern, und ich mag das gemeinsame Weihnachtsessen. Alles andere geht mir am Arsch vorbei. Scheinheiligkeit und Zwangsbesinnlichkeit sind meine Sache nicht.
Nichtsdestotrotz freue ich mich auf Heiligabend. Denn immerhin weiß ich bereits, was ich anziehen werde: mein blütenweißes, nigelnagelneues Oxford-Hemd von Norse Projects, Modell »Anton«. Mit Button-Down-Kragen und der rot gewebten Rückenpasse. Was mir ebenfalls sehr gut gefällt ist »made in Europe«. Unterm Strich definitiv schon jetzt mein Weihnachtshighlight.
Ich mag diese dänische, kleine feine Marke. Ebenso wie die Stadt, aus der sie stammt – Kopenhagen. Das Label Norse Projects wurde 2009 gegründet: von Skateboarder Anton Juul und Graffitikünstler Mikkel Gronnebaek, die sich vom Rollbrettfahren kennen und Markenarchitekt Tobia Sloth. Ihr Erfolgsgeheimnis ist quasi das Gegenteil von Weihnachten: einhundert Prozent Authentizität!
Norse Projects kombiniert sportliche Elemente aus der Streetwear mit der Outdoor-Funktionalität und Robustheit von Workwear. Typisch dänisch – stilvoll reduziert auf das Wesentliche. Körperbetonte, klare Schnitte, kein Firlefanz, keine albernen Applikationen. Dafür allerbeste Qualität. Eigentlich ganz einfach. Das Ergebnis: Klassiker der Coolness.
Wieder einmal waren YBDPT die ersten in der Hansestadt, die die feinen, nicht wirklich günstigen Hemden, Jacken, Chinos und Wollmützen im Sortiment führten. Hinsichtlich Schnitt, Style und Tragekomfort liegen vor allem die Hemden in meinem skandinavischen Top-5-Ranking fraglos vor Wood Wood, Junk de Luxe, ACNE, Whyred.
Wer also weder Zeit, noch Lust, noch das nötige Hartgeld hat für einen vorweihnachtlichen Kurztrip zum bereits 2004 eröffneten Norse Store in der Pilestræde 41 – knapp 240 m nordöstlich der Universität Kopenhagen – und statt anonymer Webstores den direkten Kontakt plus persönliche Beratung im Fachgeschäft seines Vertrauens präferiert, der schaut bei YBDPT vorbei. Oder zwei Stadtteile weiter in St. Georg, bei Matt und Till von Cream.
So oder so, es geht doch nichts über ein qualitativ feines Nordprojekt. Ha en stilfuld Jul!